Maria lernte ich über XING kennen, sie lebte damals in Strasbourg. Im Frühling im 2010 machte ich eine Woche Urlaub in Okinawa. Maria gab mir spannende Tipps. Das erste Mal sahen wir uns im realen Leben, als sie für ihren Arbeitgeber an der Frühlingsmesse in St. Gallen arbeitete.
Herzlichen Dank Maria, dass du einen Beitrag geschrieben hast :-)
ありがとうございました。
Kimono
Gastbeitrag von Maria Deutsch.
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Wenn ich bei einer japanischen Kulturveranstaltung oder Teezeremonie-Vorführung Kimono trage, werde ich oft gefragt, was das denn für ein Kleidungsstück sei, wie man es anziehe, und was ich denn auf meinem Rücken trüge. Auch wenn es inzwischen ein besseres Verständnis für die traditionelle japanische Kleidung in Europa gibt, und sich in verschiedenen Ländern Gruppen von Kimono-Liebhaberinnen gebildet haben, hat für die meisten Europäerinnen und Europäer der Kimono etwas Mysteriöses.
Kimono – Was ist das?
Das japanische Wort „Kimono“ 着物 setzt sich aus den zwei Zeichen für „Anziehen/sich kleiden“ und „Sache“ zusammen. Kimono bedeutet also zunächst nichts anderes als „Anziehsache“. Erst als die westliche Kleidung häufiger getragen wurde als japanische, fing man an, zwischen den beiden zu unterscheiden – zwischen „Yô-fuku“, europäischer Kleidung, und „Wa-fuku“, japanischer Kleidung.Kimono werden aus einer Rolle Stoff geschneidert, die ca. 38 cm breit ist. Traditionell sind sie aus Seide (Seidenraupen werden in Japan seit fast 2000 Jahren gezüchtet), einfache Kimono für den Winter auch aus Wolle. Heute gibt es auch waschbare Kimono aus Polyester.
Japan hat genau wie Mitteleuropa vier Jahreszeiten, und da die Winter recht kalt und die Sommer in vielen Regionen sehr heiß sind, unterscheidet man auch Kimono nach Winter- und Sommerkimono.
In der kalten Jahreszeit, von Oktober bis Mai, werden gefütterte Seidenkimono getragen (japanisch „Awase“), oder für den Hausgebrauch ungefütterte Kimono aus Wolle. In der Übergangszeit, Juni und September, werden einlagige, ungefütterte Kimono getragen (japanisch „Hitoe“). Im Sommer schließlich, der z.B. in Kyoto und Tokyo bis 38°C heiß und schwül ist, trägt man Sommerkimono aus dünnen, luftigen Stoffen, die auf besondere Art gewebt sind. Außerdem beliebt für den Sommer sind Yukata, einfache Kimonos aus Baumwolle.Zum Kimono gehört ein Obi, ein bis zu 4,50 m langer dekorativer Gürtel.
Die Motive auf Kimono und Obi können jahreszeitlich oder grafisch sein. So wie man in Europa auf Unverständnis stößt, wenn man mitten im Sommer einen Pulli mit Weihnachtsmotiven trägt, so schüttelt man in Japan den Kopf, wenn jemand zur Kirschblüte einen Kimono mit Herbstlaub-Muster anzieht.
Der Kimono verschwand nach dem Zweiten Weltkrieg fast völlig aus dem Straßenbild, und wurde nur noch von älteren Menschen und bestimmten Berufsgruppen täglich getragen. Für die meisten Menschen wurde der Kimono nur noch mit besonderen Anlässen in Verbindung gebracht, wie Hochzeiten und die Zeremonie des Erwachsenwerdens Seijin-shiki, wo er vor allem von jungen Frauen getragen wurde und wird, oder der Teezeremonie. Schon in den 1970er Jahren konnten nur sich noch wenige Japanerinnen selbst in Kimono kleiden.
Kimono anziehen will gelernt sein
Sich korrekt in Kimono zu kleiden ist anfangs nicht einfach und bedarf etwas Übung. Bevor man den Kimono selbst anlegt, zieht man zunächst mehrere Lagen Unterwäsche an – auf der Haut getragene Unterwäsche aus Baumwolle, die waschbar ist, und einen Unterkimono. Kimono selbst sind nämlich in den meisten Fällen nicht ohne weiteres waschbar. Über den Unterkimono kommt also der Kimono. Männer binden ihren dann einfach mit einer Schnur fest, und den Obi (Gürtel) darüber.
Für Frauen ist es etwas komplizierter. Frauenkimono sind länger, und werden an Hüfte/Bauch einmal umgeschlagen. Der längere Schnitt des Frauenkimonos hat den Vorteil, dass so z.B. die Tochter, die einige Zentimeter größer ist, einen Kimono ihrer einige Zentimeter kleineren Mutter tragen kann. Der Frauenkimono wird mit mehreren Schnüren befestigt. Darüber wird dann der Obi gewickelt. Meine japanische Kimono-Lehrerin sagte immer, der Obi sei das Gesicht des Kimonos. In der Tat kann man denselben Kimono mit zwei verschiedenen Obis ganz anders aussehen lassen.
Zum Kimono trägt man Tabi (Zehensocken) und Zôri (Zehensandalen).
Zum Kimono trägt man Tabi (Zehensocken) und Zôri (Zehensandalen).
Yukata und zeitgenössische Kimono-Mode
Das Revival, das der Kimono in den letzten Jahren erlebt, ist nicht zuletzt der Popularität des Yukata zu verdanken. Bereits in den 1990er Jahren erfreuten sich Yukata während der Sommerfeste großer Beliebtheit. Yukata sind wie Kimono geschnitten, aber aus Baumwollstoff, und wurden früher nach dem Bad oder zum Schlafen getragen. Weil aber Yukata luftig und komfortabel sind, trug man sie zunehmend auch im Sommer zu Festen und Feuerwerken, ohne die mehrlagige spezielle Unterwäsche, und mit einem schmalen Obi, der viel einfacher zu binden ist.
Anfang der 2000er Jahre dann begannen berühmte Designer und die Bekleidungsmarke Uniqlo, Yukata-Kollektionen herauszugeben. Gleichzeitig entwickelten vor allem junge Leute Interesse an Kimono, und erweckten die Kimono ihrer Großeltern zu neuem Leben.
Die heutigen modischen Kimono sind einerseits von den 20er Jahren inspiriert, andererseits von der Lolita- und Steampunk-Mode. Eine bekannte Zeitschrift für Inspirationen ist „Kimono Hime“
Wer wissen möchte, wie das Leben im Kimono vor der Ankunft der Amerikaner und Europäer aussah, dem möchte ich den Film „Sarusuberi: Miss Hokusai“ von Keiichi Hara ans Herz legen.
Ein paar Worte über Maria :-)
Maria Deutsch trägt seit über 20 Jahren Kimono, und hat 5 Jahre in Japan gelebt. Jetzt wohnt sie in Frankfurt am Main, arbeitet für eine japanische Repräsentanz, übt den Teeweg, und informiert in Workshops über die Geschichte und das richtige Ankleiden von Kimono und Yukata, z.B. auf dem japanischen Filmfestival „Nippon Connection“
Maria Deutsch trägt seit über 20 Jahren Kimono, und hat 5 Jahre in Japan gelebt. Jetzt wohnt sie in Frankfurt am Main, arbeitet für eine japanische Repräsentanz, übt den Teeweg, und informiert in Workshops über die Geschichte und das richtige Ankleiden von Kimono und Yukata, z.B. auf dem japanischen Filmfestival „Nippon Connection“
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