Dieses
Thema oder besser gesagt mit diesem # wurde auf Twitter eine Initiative
lanciert, welche mittlerweile auch Facebook erreichte. Am Sonntag sah ich, dass
sich die Sonntagspresse damit beschäftigte.
Persönlich
habe ich keine Erfahrungen damit, gegen meinen Willen angefasst zu werden.
Dagegen konnte ich mich schon als Teenie wehren. Einmal in der Schule kickte
ich einem Gleichaltrigen in die Genitalien und einmal gab ich einem
Schulkollegen eine Ohrfeige, so dass mein Handabdruck auf seinem Gesicht zu
sehen war.
Als ich in
meinem zweiten Ausbildungsjahr zum Koch mit dem letzten oder zweitletzten Zug
nach Hause kam und ich das Fahrrad nicht am Bahnhof hatte, hatte ich einen 20-minütigen
Fussweg nach Hause. Ich ging immer zügig. Nie hatte ich irgendwelche Probleme.
Heute führe ich das auf meine Ausstrahlung der Selbst-Sicherheit zurück.
Selbst-Sicherheit
fängt früh an. Sie kann im Kindesalter trainiert werden. Aufmunterung und
positives Denken vermitteln. Das „Nein“ akzeptieren und lernen, wo die eigenen Grenzen
sind und wie diese aufgezeigt werden. Das ist sehr wichtig und frau lernt dies
von den Eltern und nicht in einem Selbstverteigungskurs von 10 Lektionen.
Ehrlich
gesagt, weiss auch ich mit meinen 12 Jahren Aikido-Erfahrung nicht, was ich in
einer schwierigen Situation machen würde. Vielleicht erstmal schreien, oder
vielleicht eine Aikido-Technik, so dass der andere ausser Gefecht ist. Wenn ich
heute spät abends mit dem Zug nach Hause komme, habe ich meinen Schlüsselbund
in der Hand. Ihn könnte ich in einer brenzligen Situation an den Kopf des
Angreifers werfen. Alles ist Theorie, denn NIE habe ich eine solche Situation
erlebt.
Die
Handgreiflichkeiten sind eines. Viel schlimmer finde ich die verbalen Attacken.
Denn diese vertiefen sich in den Gedanken und verletzten mehr.
Vor vielen
Jahren trennte ich mich von einem Freund. Er wollte die Trennung nicht
akzeptieren und passte mich nach der Arbeit ab. Ich hatte zum Glück das Fahrrad
dabei, doch er war im Auto. Ich versuchte ihn nicht zu beachten und fuhr
zielstrebig zum Bahnhof. Als ich am Bahnhof war, dachte ich, jetzt hat er es
aufgegeben, weil ich eine Abkürzung fahren konnte und es ziemlich Verkehr
hatte. Doch dann stand er da. Drohend und auf mich einredend. Er wollte mich in
sein Auto zerren. Ich schrie ihn an. Die Menschen schauten zu. Doch ein Mann
wollte mir zu Hilfe eilen, als gerade der Zug einfuhr und ich in den Zug
rannte. Ich war ihn los, doch ich zitterte am ganzen Körper. Was ich danach
machte, weiss ich nicht mehr. Ich fühlte mich nur noch dankbar, dass ich im Zug
war und dieser Ex mir nicht mehr nachstellen konnte. Das letzte, was ich zu ihm
sagte, war, wenn er das nochmals mache, gehe ich zur Polizei. Er liess es bei
diesem einen Mal sein.
Samstagabend
wird auf SRF1 das Wort zum Sonntag ausgestrahlt. Am Samstag wurde dieses Wort von
meinem Konfirmations-Pfarrer gesprochen. Es berührte mich sehr und erinnerte
mich an dieses Erlebnis.
Wir alle
haben unsere Erlebnisse, doch denkt daran, dass auch Frauen gleiches tun
können. Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille.
Doch NIE,
und das gilt für beide Geschlechter, ist das OPFER schuld.
Fragst du
dich, warum ich in meinem heutigen Artikel darauf eingehe? Ich zeige dir
heute die Unterschiede in Bezug auf die Frau in der japanischen Gesellschaft.
Erst einmal ein paar Zahlen:
Was
|
Japan
|
Schweiz
|
In die
Schule gehen
|
1868
|
Ab 1750 –
vorher je nach Region
|
1.
Frauenzeitschrift
|
1911 –
Seitõ (Blaustrumpf)
|
1938 –
Annabelle
heikle Themen erst ab 1980 |
Haushalts-Unterricht
in der Schule
|
1945 nach
Kriegsende für beide Geschlechter
10 Jahre nach dem Ende der Besetzung durch die USA nur noch für Mädchen |
1895 –
für Mädchen
Ab 1985 –
auch für Jungs
|
Frauenbewegung
|
Ab 1970
|
Ab 1945
|
In dieser
Mini-Aufstellung will ich dir ein paar wenige geschichtliche Hinweise über den
Weg der Frau geben. Die Unterschiede sind zum Teil sehr gross, doch nicht immer
war die Schweiz vor Japan. Durch die Unterschiede wird klar, dass Japan als
Inselstaat keinen Einflüssen andere Länder ausgesetzt war. Alles wurde von den
Männern bestimmt. Heute ist es in Japan in dieser Hinsicht nicht anders als in
der Schweiz. Die Politik wird von vielen Männern höheren Alters getätigt. Doch
auch da gibt es Veränderungen. Seit diesem Jahr wird die Stadt Tokyo von einer
Frau regiert.
Die
Gleichstellung der Frau in Japan ist noch heute an der 101. Stelle, wobei die
Schweiz an der 8. Position ist. Dieser Unterschied zeigt, dass in Japan vieles
gemacht werden muss. Es gibt keine Krippenplätze und Teilzeitanstellungen, die wirklich
Teilzeit sind, fehlen ganz. Denn als Teilzeitangestellte wird trotzdem 100 %
gearbeitet, der Lohn ist aber extrem niedrig. Die Arbeitsphilosophie muss sich
in Japan für Frau und Mann ändern!
Meine
Beobachtungen von meinen Reisen nach Japan zeigen dieses Bild der Frau:
- Beim Lachen wird die Hand vor den Mund gehalten.
- Sie ist verantwortlich für den Haushalt und das Versorgen der Kinder.
- Die Frauen, welche arbeiten, sind Studentinnen oder Frauen, bei denen die Kinder erwachsen sind.
- Eine Frau mit Karriere hat keine Kinder und ist meistens nicht verheiratet.
Heute
begegnen sich Ehepartner auf Augenhöhe und die Ehe wird aus Liebe geschlossen.
Doch viele Jahrhunderte lang war dies nicht so. Frauen mussten zu Hause bleiben
und durften nicht aus dem Haus gehen. Häufig hielt der Mann neben der
zugeteilten Frau eine Liebschaft, welche je nach Status der Familie im selben
Haushalt lebte. Das Leben einer Frau, eines Mädchens war nichts wert. Sollte
die Ehefrau Blickkontakt zu einem anderen Mann haben, durfte sie ohne Anklage
von ihrem eigenen Mann getötet werden.
Frauen
mussten nicht nur einen Schritt hinter dem Mann hergehen, sondern auch nach den
Männern essen, sofern noch etwas übrigblieb.
Der Status
der Frau begann sich langsam zu ändern, als ausländische Handelsschiffe die
Öffnung von Japan erzwangen.
Noch heute
haben Japans Frauen Probleme mit unsittlichen Berührungen. Dies dann, wenn der
Zug oder die Metro zu Stosszeiten voll ist. Um dem entgegen zu wirken gibt es
in den Grossstädten Wagons, welche zu bestimmten Zeiten nur für Frauen bestimmt
sind. Doch die Probleme sind damit nicht gelöst. Übergriffe gibt es noch immer.
Das Problem bei überfüllten Zügen ist, dass der Täter nur schwer zu
identifizieren ist. Was ist, wenn der Falsche beschuldigt wird? Das geht in der
japanischen Philosophie nicht.
In manchen
Reiseführern ist zu lesen, dass man als Paar sich nicht zu verliebt in der
Öffentlichkeit zeigen solle. Mein Mann und ich gehen immer Hand in Hand und
gemeinsam einkaufen. Dabei zogen wir schon manch komischen Blick auf uns, vor
allem dann, wenn er die schweren Taschen trug. Wir haben uns auch schon umarmt
oder einen Kuss gegeben, wenn die Situation und die Umgebung passten.
Heute geben
sich die Paare auch die Hand. In diesem Jahr sah ich sogar ein älteres Paar,
welches sich die Hand gab.
Hingegen
ist es noch heute so, dass vor allem Männer miteinander unterwegs sind und die
Frauen untereinander. Ausser es ist eine Sportveranstaltung oder ähnliches. Als
wir 2012 in Miyajima waren, trug mein Mann ein T-Shirt von den Swiss Olympics.
Ein Japaner sprach ihn an und wollte nur mit ihm sprechen. Doch ich verstand,
was der Herr wollte und klärte meinen Mann auf. So konnte er ihm antworten.
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