Wie du vielleicht erfahren hast oder
schon weisst, habe ich im Herbst 2004 im Aikido angefangen. Schon immer wollte
ich eine Kampfkunst machen. Auch als Teenie wollte ich mal Judo machen, doch es
ging damals leider nicht. Als ich dann nach Biel umzog, startete ich mit
Aikido. Diese Kampfkunst war für mich zuerst einmal auch nur neue Menschen
kennenzulernen. Doch heute ist es viel mehr. Als ich anfing wusste ich nicht,
dass Aikido keine Wettkämpfe hat. Ich sah zwar wohl, dass es Menschen gab mit
Schwarzgurt, doch alle anderen hatten nur einen Weissgurt. Trotzdem gibt es ein
Graduierungssystem. Das Graduierungssystem ist wie im Judo und Karate. Das
heisst, der erste Gürtel ist gelb, dann orange, bis man zum schwarzen kommt. Im
Aikido dauert das rund fünf Jahre. Je nachdem, wie häufig diejenige Person ins
Training geht. Der Trainingsfleiss ist ein sehr wichtiges Instrument um auch im
Leben vorwärts zu kommen. Egal ob das jetzt im Sport ist oder auf der
beruflichen Ebene. Durchhaltewillen und stetiges Training ist wichtig für das
Leben.
Der Aikido Gründer Morihei Ueshiba wollte keine Wettkämpfe für das Aikido, weil
Aikido eigentlich mit einem Schlag oder einer Attacke den Gegner verletzten
kann. Als er aber nach dem Zweiten Weltkrieg wieder nach Japan kam wusste er,
dass Aikido viel runder und harmonischer sein wird und nicht mehr so direkt wie
es früher war als er damit begann. Und trotzdem wollte er, dass Aikido keine
Wettkämpfe hat, obwohl einige seiner Schüler das gerne gehabt hätten. Dieses
Messen zwischen zwei Menschen fand er unnötig und war seiner Zeit voraus. Im
Aikido geht es um die Harmonie in sich selbst und die Harmonie mit der Person mit
der man zusammen arbeitet. Ob das eine grosse Person oder eine kleine Person
ist, weiblich oder männlich spielt keine Rolle. Es ist ein Messen mit sich
selbst. Weil du musst mit dir selbst im Reinen sein. Die Haltung ist wichtig
und auch wie du mit dir selbst, mit deinen Gedanken, zurechtkommst. Gedanken
von anderen Themen haben während des
Trainings nie ihren Platz. Selbst wenn du total überfordert bist oder dich
etwas sehr stark belastet. Das Aikido absorbiert dich zu 100%.
Man kann sich nicht mit anderen messen
und vergleichen, weil Aikido je nach Grösse oder Körpergewicht einfach nicht
vergleichbar ist. Eine Person die kleiner ist – meine Grösse ca. 1.60 m – hat
ein anderes Aikido als eine Person die 1.80 m ist. Alle arbeiten auf ihrer
Körpergrösse. Sollte oder würde es im Aikido einen Wettkampf geben, müssten die
Techniken angepasst werden. Hinzu kommt, dass die Aikido-Teilnehmer eines
Kurses nicht immer zusammen trainieren könnten. Denn in einem Wettkampf ist es
so, dass es darum geht: Nur Männer gegen Männer; nur Frauen gegen Frauen. Dann
kommt es auch noch auf die Körpergrösse und das Gewicht an. Das ist vor allem
im Judo und Karate der Fall. Aus diesem Grund ist es nicht möglich Aikido als
Wettkampfsport anzusehen, denn im Aikido wird die Energie des anderen
umgewandelt und du wirst diese wieder zurücktransformieren als Uke. Der Angriff
des Uke wird umgewandelt in eine Technik mit einer Rückwärtsbewegung, einer
Vorwärtsbewegung, einem Ausweichmanöver und trotzdem ist man immer auf der
sicheren Seite und schaut, dass der Partner, der vermeintliche Angreifer, uns
nicht verletzen kann. Im Aikido gibt es selten Trainingsverletzungen, denn das
ist nicht das Ziel. Wenn sich jemand im Training verletzt sagt man, ist das die
Verantwortung des Trainingsleiters. Das bedeutet, der, der das Training gibt.
Klar kann es Verletzungen geben. Auch
ich hatte schon ein paar Verletzungen. Aber an einer war ich auch ein bisschen selbst
schuld, weil ich nicht aufpasste wo ich meine Füsse hinstellte. Ich hatte einen
Spalt in den Tatami Matten, also in den Übungsmatten am Boden, nicht gesehen. Mein
grosser Zeh blieb darin hängen. Ich fiel um und er brach sich. Die logische
Folge. Die zwei weiteren Verletzungen die ich hatte waren kleinere bis mittlere
Gehirnerschütterungen. Das zweite Mal war es so, da hatte der Trainingsleiter
gesagt man soll nicht schauen auf den Partner und die Umgebung und prompt hat
mich jemand auf jemand anderen geworfen. Das war ein grosser Schock für alle. Im
Aikido wird gelernt: Man soll nicht schauen. Doch, man muss immer die Umgebung
im Blickwinkel behalten. Das ist wichtig im Leben. So kann man so viel wie nur
möglich aufnehmen, auch wenn es nur ganz weit aussen im Blickfeld ist.
Trotz des Graduierungssystems gibt es
keinen Wettkampf oder „ich bin besser als du“ weil jeder mit jedem trainiert
und jeder immer auf seinem Niveau trainiert. Ich erinnere mich an ein Aikido-Seminar
mit Kuribayashi Sensei vom Kumano Juku Dojo.
Er sagt: „Jeder trainiert auf seinem Grad“. Also wenn ich jetzt den ersten Dan
habe, also den ersten Schwarzgürtel, trainiere ich in meinem ersten Schuljahr.
Die Graduierungen die unterhalb des Schwarzgürtels sind, sind Beginnerjahre.
Jahre des Kindergartens/Vorschule kann man so sagen. Auch die sind wichtig und
jeder soll sich dort möglichst gut entwickeln können.
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