Mittwoch, 25. Januar 2017

Warum Aikido keine Wettkämpfe durchführt.

Wie du vielleicht erfahren hast oder schon weisst, habe ich im Herbst 2004 im Aikido angefangen. Schon immer wollte ich eine Kampfkunst machen. Auch als Teenie wollte ich mal Judo machen, doch es ging damals leider nicht. Als ich dann nach Biel umzog, startete ich mit Aikido. Diese Kampfkunst war für mich zuerst einmal auch nur neue Menschen kennenzulernen. Doch heute ist es viel mehr. Als ich anfing wusste ich nicht, dass Aikido keine Wettkämpfe hat. Ich sah zwar wohl, dass es Menschen gab mit Schwarzgurt, doch alle anderen hatten nur einen Weissgurt. Trotzdem gibt es ein Graduierungssystem. Das Graduierungssystem ist wie im Judo und Karate. Das heisst, der erste Gürtel ist gelb, dann orange, bis man zum schwarzen kommt. Im Aikido dauert das rund fünf Jahre. Je nachdem, wie häufig diejenige Person ins Training geht. Der Trainingsfleiss ist ein sehr wichtiges Instrument um auch im Leben vorwärts zu kommen. Egal ob das jetzt im Sport ist oder auf der beruflichen Ebene. Durchhaltewillen und stetiges Training ist wichtig für das Leben.

Der Aikido Gründer Morihei Ueshiba wollte keine Wettkämpfe für das Aikido, weil Aikido eigentlich mit einem Schlag oder einer Attacke den Gegner verletzten kann. Als er aber nach dem Zweiten Weltkrieg wieder nach Japan kam wusste er, dass Aikido viel runder und harmonischer sein wird und nicht mehr so direkt wie es früher war als er damit begann. Und trotzdem wollte er, dass Aikido keine Wettkämpfe hat, obwohl einige seiner Schüler das gerne gehabt hätten. Dieses Messen zwischen zwei Menschen fand er unnötig und war seiner Zeit voraus. Im Aikido geht es um die Harmonie in sich selbst und die Harmonie mit der Person mit der man zusammen arbeitet. Ob das eine grosse Person oder eine kleine Person ist, weiblich oder männlich spielt keine Rolle. Es ist ein Messen mit sich selbst. Weil du musst mit dir selbst im Reinen sein. Die Haltung ist wichtig und auch wie du mit dir selbst, mit deinen Gedanken, zurechtkommst. Gedanken von  anderen Themen haben während des Trainings nie ihren Platz. Selbst wenn du total überfordert bist oder dich etwas sehr stark belastet. Das Aikido absorbiert dich zu 100%.

Man kann sich nicht mit anderen messen und vergleichen, weil Aikido je nach Grösse oder Körpergewicht einfach nicht vergleichbar ist. Eine Person die kleiner ist – meine Grösse ca. 1.60 m – hat ein anderes Aikido als eine Person die 1.80 m ist. Alle arbeiten auf ihrer Körpergrösse. Sollte oder würde es im Aikido einen Wettkampf geben, müssten die Techniken angepasst werden. Hinzu kommt, dass die Aikido-Teilnehmer eines Kurses nicht immer zusammen trainieren könnten. Denn in einem Wettkampf ist es so, dass es darum geht: Nur Männer gegen Männer; nur Frauen gegen Frauen. Dann kommt es auch noch auf die Körpergrösse und das Gewicht an. Das ist vor allem im Judo und Karate der Fall. Aus diesem Grund ist es nicht möglich Aikido als Wettkampfsport anzusehen, denn im Aikido wird die Energie des anderen umgewandelt und du wirst diese wieder zurücktransformieren als Uke. Der Angriff des Uke wird umgewandelt in eine Technik mit einer Rückwärtsbewegung, einer Vorwärtsbewegung, einem Ausweichmanöver und trotzdem ist man immer auf der sicheren Seite und schaut, dass der Partner, der vermeintliche Angreifer, uns nicht verletzen kann. Im Aikido gibt es selten Trainingsverletzungen, denn das ist nicht das Ziel. Wenn sich jemand im Training verletzt sagt man, ist das die Verantwortung des Trainingsleiters. Das bedeutet, der, der das Training gibt.

Klar kann es Verletzungen geben. Auch ich hatte schon ein paar Verletzungen. Aber an einer war ich auch ein bisschen selbst schuld, weil ich nicht aufpasste wo ich meine Füsse hinstellte. Ich hatte einen Spalt in den Tatami Matten, also in den Übungsmatten am Boden, nicht gesehen. Mein grosser Zeh blieb darin hängen. Ich fiel um und er brach sich. Die logische Folge. Die zwei weiteren Verletzungen die ich hatte waren kleinere bis mittlere Gehirnerschütterungen. Das zweite Mal war es so, da hatte der Trainingsleiter gesagt man soll nicht schauen auf den Partner und die Umgebung und prompt hat mich jemand auf jemand anderen geworfen. Das war ein grosser Schock für alle. Im Aikido wird gelernt: Man soll nicht schauen. Doch, man muss immer die Umgebung im Blickwinkel behalten. Das ist wichtig im Leben. So kann man so viel wie nur möglich aufnehmen, auch wenn es nur ganz weit aussen im Blickfeld ist.




Trotz des Graduierungssystems gibt es keinen Wettkampf oder „ich bin besser als du“ weil jeder mit jedem trainiert und jeder immer auf seinem Niveau trainiert. Ich erinnere mich an ein Aikido-Seminar mit Kuribayashi Sensei vom Kumano Juku Dojo. Er sagt: „Jeder trainiert auf seinem Grad“. Also wenn ich jetzt den ersten Dan habe, also den ersten Schwarzgürtel, trainiere ich in meinem ersten Schuljahr. Die Graduierungen die unterhalb des Schwarzgürtels sind, sind Beginnerjahre. Jahre des Kindergartens/Vorschule kann man so sagen. Auch die sind wichtig und jeder soll sich dort möglichst gut entwickeln können.

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